Gestern erreichte mich das Motivationsschreiben von Sophia für die Autorenausbildung IV. Ich las, spürte die Art von Verbundenheit, die flüstert: da ist eine Besessene (literarische Besessenheit, das könnt Ihr Euch denken, ist für mich positiv besetzt), eine die es nur ahnt, aber von der du jetzt schon weißt, sie wird diesen Roman schreiben, der seine eigene Sprache kreiiert und das Unfassbare greifbar werden lässt. Eine Frau, der Worte ins Herz geschrieben sind, weil sie sich aus Quellen speisen, die unterirdisch vergraben liegen und die ans Licht drängen, ohne dass sie daran etwas ändern könnte, noch wollte.
Sophia, Deine Zeilen haben mich berührt und weil Deine Worte für die Liebe und Leidenschaft stehen, die ich mir von unseren AutorInnen fürs Schreiben erhoffe und schlicht weil es das schönste Motiovationsschreiben ist, das ich bisher bekommen habe, veröffentliche ich es mit Deiner Erlaubnis. Gäbe es einen Preis dafür, Du hättest ihn gewonnen.
Hier lest Ihr Sophias Zeilen:
Ich möchte schreiben.
Ich möchte erzählen.
Ich will mit der Sprache, die dreidimensionale Welt überwinden.
Ich möchte wie ein Seiltänzer mein Gleichgewicht auch in Schwindelerregende Höhe behalten.
Ich möchte wie ein Seemann die Kunst der Knoten lernen, wie die Spinner und Weber der feinen Beschaffenheit von Fasern auf die Spur kommen. Ich möchte Stoffe knüpfen, weben, spinnen – und wieder entwirren und auflösen.
Aber mehr als die Gelenkigkeit eines Schlangenmenschen möchte ich mein Gefühl Gestalten annehmen lassen. Ich möchte meine Intuition aus dem Reich der flüchtigen Schatten locken. Ich will lernen, wie ich in dem bunten Wirrwarr einen Anfang und ein Ende erkenne. Ich möchte lernen, wie ich Vertrauen zu diesen meinen Geschichten aufbauen kann. Ich möchte endlich Bleigiessen und die Figur nicht wieder einschmelzen.
Ich möchte Themen ins Licht rücken, die mir selber wichtig sind. Ich suche das Gefühl und die Farben und Empfindungen und Perspektiven mit einer Form und einem Inhalt wirklich werden zu lassen.
Ganz konkret möchte ich ein Mosaik entwerfen.
Eine Geschichte, die mit mir zu tun hat und mit Familie und Menschen, die mir begegnen.
Eine Geschichte, die etwas über die europäische Vergangenheit erzählt. Über Europa. Über Nationalismus, über Globalisierung und einen kleinen menschlichen Geist, der ängstlich im Kontrast dazu steht.
Ich möchten die spektakulären Verbindung zeigen, die sich durch jede Sekunde im Leben
Spannen.
Mit der Autorenausbildung möchte ich einen Weg einschlagen, auf dem ich das Zutrauen des Schreibens finde und es selbstverständlich wie eine schnurrende Katze auf meinem Schoß sich gemütlich macht.