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Die Kleemannsche Kolumne

Der Schreibhain präsentiert: Hans Kleemanns charmante Großstadtkolumnen

LEGENDE VON DER ENTSTEHUNG EINER KOLUMNE

Sie fragen sich vielleicht (und mit Recht), warum ich diese Kolumne schreibe. Nun, die Antwort ist sehr einfach: Wie alle Arbeitslosen bestehe ich vehement darauf, eben kein Arbeitsloser, sondern Schriftsteller zu sein. Die allermeisten dieser Individuen belassen es bei der bloßen Behauptung und ergehen sich in ebenso launigen wie endlosen Ausführungen darüber, dass man ja nicht unbedingt schreiben müsse, um dennoch Schriftsteller zu sein. Mein protestantisches Arbeitsethos lässt dies jedoch unter keinen Umständen zu – selbst die angenehmste Faulheit muss mit etwas moralischen Gewissensbissen oder schreib-leidender Selbstzucht durchtränkt sein. Soviel dazu. Amen.

Nun, was tut der vermeintliche Schreibende, der sich ergeben in sein Schicksal fügt? Er geht spazieren. Man sollte wirklich aufhören, sich so schrecklich viele Gedanken über Themen und dergleichen zu machen – sie liegen in der Tat auf der Straße und im allerbesten Falle ist die Straße das Thema. Die Auswahl ist in Berlin ja herrlichst: vom Savignyplatz zur Uhlandstraße, für die Kulinariker unter den Flaneuren, die Friedrichstraße für robustere Naturen und die Frankfurter Allee für die ganz hartgesottenen. Aber auch die kleinen Gässlein laden, wenn sie schon nicht gerade lauschig sind, zum genauer hinsehen ein. Selbst die Cantianstraße und ähnliche bewohnte Durchgänge vermochten mich an guten Tagen mitunter zu überraschen? Womit? Wodurch? Schreiben Sie doch ihre eigene Kolumne darüber…

Jedenfalls: Hat man genug gesehen, oder tun einem die Füße irgendwann weh, dann geht man heim, trinkt einen Cognac, legt ein Klavierkonzert von Mozart ein und betet zu etwas, woran man offiziell nicht glaubt, dass einem wenigstens ein paar neckische Zeilen gelingen mögen. Andernfalls kokettiert man eben eine Seite lang damit, dass man eine Kolumne zu schreiben hat und gerade überhaupt keine Idee, womit der Schmarren gefüllt werden könnte. Es ist schließlich der Gedanke, der das Sein bestimmt – ihn auch noch auszuformen sei den Beamten überlassen.

Ei, so gehts, so gehts – und dann schickt man das Ganze einer Freundin, die das erstaunlicherweise auch noch veröffentlicht. Was braucht der Mensch? Glück. Was braucht der Schriftsteller (per se etwas anderes)? Beziehungen. Was braucht der Kolumnist nach getaner Arbeit? Ein heißes Bad und viel Anerkennung – die vor allem. Da jedoch keiner dessen kleinen Preziosen liest (mich hat noch keine Hymne erreicht!) geht er halt anderntags wieder spazieren – nach der Kolumne ist vor der Kolumne und immer noch besser als richtige Arbeit.

Zum Schluss will ich den Kritikern unter meinen nicht vorhanden Lesern gern noch bekennen, dass dieser Text wieder einmal eine grobe Übertreibung darstellt. Es muss gar nicht immer ein mozartsches Klavierkonzert, ein bisserl Schubert geht natürlich auch.

Von uns genötigt, den Versuch einer kleinen Vita zu wagen, beschreibt Kleemann sich wie folgt.

Hans Kleemann, geboren am 25. VIII. 1995 in Dinkelsbühl, hat nichts gelernt und nichts abgeschlossen, denn er glaubt zu wissen, was er wirklich kann: Chansons komponieren und kleine, feine Kolumnen, Gedichte und Kurzromane zu schreiben. Wenn das Eine nicht funktioniert, dann hofft er auf das Andere, das wechselt wochenweise und darum kann ihn auch
Corona nicht unterkriegen: Er hat im Zweifelsfall gute Nachlassverwalter. Im Übrigen nimmt er sich gar nicht derart ernst, wie man meinen mag und tut sogar mitunter so, als besäße er Selbstironie. Man sieht: Er muss Künstler sein, andernfalls wäre er ein Fall für genauere Untersuchungen.

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