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Die
Kleemannsche Kolumne

WENN ICH MIR WAS WÜNSCHEN DÜRFTE

Zu viele Hollaender-Chansons, zu viel Umgang mit gefühligen Freundinnen und an gewissen Abenden mitunter sogar beides verleiten selbst einen wackren Ironiker wie mich dazu, über solcherlei prätentiöse Fragen nachzudenken, wobei freilich der Lillet sein Übriges tut. Also denn: Wenn ich mir was wünschen dürfte …

… vielleicht Geld?
Gewiss, Geld zu haben ist niemals ein Schaden. Es macht nicht zwingend glücklich, wohl aber ermöglicht es mache Arten Glücks – es stimmt, das Leben ist bedeutend leichter mit Geld. „Aber?“, werden Sie fragen, und „Aber“ werde ich Ihnen antworten: man wäre dann so unangenehm unter seinesgleichen. Da ist´s nichts mehr mit leichtfüßigem Armeleute-Spaß, da heißts ran an den Moet und den Kapitalismus hinterfragt. Man darf sich als Reicher nämlich ausschließlich mit Reichen umgeben, alles andere wäre taktlos gegenüber den armen Schluckern – und gerade die sind leider oft am unterhaltsamsten. Biarritz schön und gut, die Kaffeebar ums Eck hat aber doch auch ihre Reize.

Nun gut, kein schnöder Mammon, das ist sicher weise. So ein Wunsch will durchdacht sein. Wie wäre es dann mit…

… Sorgenfreiheit?
Tja, das ist leicht gesagt, aber wenn man genau liest, dann offenbart sich augenblicklich das ganze Malheur mit diesem frommen Wunsch, durch die versteckte Doppeldeutigkeit, die darin verborgen liegt. Sorgenfreiheit, das mag ein Leben ohne Sorgen meinen, es kann genauso heißen, dass ich die Freiheit habe, mir Sorgen zu machen über was ich will. Na bravo! Leute wie ich können einfach niemals ohne Sorgen leben, das beweist gleich wieder dieser klägliche Absatz: Sorgenfrei? Ogottogott – wo steht das Kleingedruckte?!

Ich bin halt ein Narr. Immerzu bräuchte ich eine Gouvernante, einen Leibwächter, sprich: eine geduldige Ehegemahlin und am besten ein, zwei, fünfzehn Kindlein. Das wäre schön…

… eine harmonische Familie!
Man wäre geborgen. Man hätte einen Lebenssinn. Man hätte so viel Liebe zu geben und bekäme so viel Liebe zurück. Ach! Man müsste in der Früh aufstehen. Man bräuchte einen Job. Man könnte nicht mehr alle Tage verbummeln. Man müsste manchmal streng sein. Ach …

Dass das gar so schwierig ist, mit den Wünschen. Ein letzter Versuch. Davon träumen schließlich alle:

… die große Liebe!
Nein, da kann ich nun wirklich mitreden – Sie kennen mich, Sie kennen meine Kolumne: die große Liebe ist anstrengend, anstrengend, (und zum Mitschreiben): ANSTRENGEND! Natürlich ist sie gleichzeitig das Allerschönste auf der ganzen, weiten Welt; jedoch für ein paar himmlische Monate jedes Mal ein Leben aufs Spiel setzen —

Wie ich über all das nachdenke, über die große Liebe et cetera, da fällt er mir plötzlich ein, der Wunsch, der das alles verbindet, am End: Endlich einmal das Glück beizeiten erkennen. Das wäre ein Anfang.

Von uns genötigt, den Versuch einer kleinen Vita zu wagen, beschreibt Kleemann sich wie folgt.

Hans Kleemann, geboren am 25. VIII. 1995 in Dinkelsbühl, hat nichts gelernt und nichts abgeschlossen, denn er glaubt zu wissen, was er wirklich kann: Chansons komponieren und kleine, feine Kolumnen, Gedichte und Kurzromane zu schreiben. Wenn das Eine nicht funktioniert, dann hofft er auf das Andere, das wechselt wochenweise und darum kann ihn auch Corona nicht unterkriegen: Er hat im Zweifelsfall gute Nachlassverwalter. Im Übrigen nimmt er sich gar nicht derart ernst, wie man meinen mag und tut sogar mitunter so, als besäße er Selbstironie. Man sieht: Er muss Künstler sein, andernfalls wäre er ein Fall für genauere Untersuchungen.

 

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