Berlin, 23. März 2020
Aus Nähe wird Distanz
von Apfel van Cooper
Kein Tier, kein Wesen und kein Ungeheuer.
Springt nicht, fliegt nicht, läuft nicht
fort.
Benutzt uns, nutzt uns und lebt in uns weiter.
Und wir?
Wann ist aus dem Wir ein Ich geworden?
Ich und ich und ich und ich.
Ich bin wichtig.
Ich brauch Essen.
Ich brauch Luft und Wind.
Ich hab Grenzen.
Ich hab Häuser,
doch teilen kann ich nicht.
Aus Nähe wird Distanz wird Raum wird Zeit.
Tage leben einfach weiter
und niemand, der sie aufhält.
Lose zieht sie ihre Kreise,
während der Rest sich nur daneben stellt.
Zwischen ersten Frühlingsstrahlen
kommt eine ganze Welt zum Stehen,
weil nun die Angst den Markt beherrscht.
Aus Nähe wird Distanz wird Raum wird Qual,
wenn statt der Hand die Taste reicht.
Wenn statt dem Arm
dich nur ein Bildschirm streicht.
Aus Nähe wird Distanz wird Raum wird Front.
Zwischen jenen, die nach Freiheit sehnen
und jenen die zusammenhalten,
was schon längt verloren scheint.
Masken sollen Leben retten,
Menschen sollen Rücksicht nehmen.
Doch auch hier wird unterschieden
zwischen Drin und Draußen.
Denn auch unser Festland
kennt ein Innen und ein Außen.
Aus Nähe wird Distanz wird Raum wird Drang.
Die unendliche Geschichte.
Ein Newsfeed, der das füttert,
was doch niemals satt zu werden scheint.
Gehalten fest in seinem Griff.
Noch fester sitzt nur die Angst.
Aus Nähe wird Distanz wird Raum wird Jahr
und wenn wir eine Sache wissen:
Danach wird nichts mehr wie es war.
Jetzt bleibt nur noch loszulassen.