Schreiben ist doch einfach. So habe ich es mir zumindest als Kind vorgestellt, als ich noch nicht zur Schule ging. Einmal, als mein Opa die Zeitung las, habe ich die Buchstaben abgemalt und zu neuen Wörtern zusammengesetzt. Mein Opa sollte mir dann vorlesen, was ich geschrieben hatte. Leider konnte er keines meiner Wörter verstehen, obwohl für mich völlig klar war, was ich geschrieben hatte. Schreiben passiert einfach. Wenn man etwas zu sagen hat, setzt man sich hin und das Buch fließt aus einem heraus. Entweder man hat das Talent dazu oder eben nicht. Wozu braucht man eine Autorenausbildung? So denken viele Leute, denen ich von meiner Ausbildung im Schreibhain erzählt habe.
Jeder, der schon einmal ernsthaft versucht hat einen Roman zu schreiben weiß, dass es so einfach nicht ist. Ein Buch zu schreiben ist nichts, was mal eben so passiert. Es gehört weit mehr dazu, als nur Talent und Ideen. Man braucht das entsprechende Handwerkszeug, Durchhaltevermögen, Disziplin und die Unterstützung von Familie und Freunden. Nach einigen Monaten oder Jahren ist dann im besten Fall ein Manuskript fertig, mit dem man selbst wenigstens halbwegs zufrieden ist. Und dann braucht man Mut. Mut, das Geschriebene anderen zu zeigen, an die Öffentlichkeit zu gehen und loszulassen. Diesen Schritt sind die Teilnehmerinnen der dritten Autorenausbildung im Schreibhain am letzten Sonntag gegangen. Bei einem Pitching vor Lektoren und Literaturagenten stellten sie vor, woran sie in den letzten anderthalb Jahren gearbeitet haben. Die Themen der sieben Bücher waren sehr unterschiedlich. So ging es zum Beispiel um eine Liebesgeschichte vor dem Panorama der Lausitzer Seenlandschaft, einen Kommissar, der bei einem Vampir-Rollenspiel in Lebensgefahr gerät oder die Verarbeitung einer Lebensgeschichte in einem autobiografischen Roman.
Jede Autorin stellte zuerst sich selbst vor. In einem Gespräch mit Tanja Steinlechner bzw. Cornelia Jönsson vom Schreibhain ging es dann um das Thema des Manuskripts, den Schaffensprozess, Erzählperspektiven und den Aufbau des Romans. Zum Schluss lasen die Autorinnen einen Ausschnitt daraus vor. Ich weiß nicht, wie die Manuskripte von den Lektorinnen oder Literaturagenten aufgenommen wurden. Mich haben alle Geschichten berührt und gleichzeitig bestärkt, den Weg zur Schriftstellerin beharrlich weiterzuverfolgen, auch wenn der Erfolg ungewiss ist. Am meistens haben mir übrigens „Frühlingsstürme“ von Christa Alahmed (ein Buch über die Anfänge des Krieges in Syrien und die Emanzipationsgeschichte einer syrischen Mutter), „Buckower Winkel“ von Irina Suckow (die Geschichte eines Künstlers und seiner Selbstfindung in den letzten Jahren der DDR bis kurz nach der Wende) und „Die Unerzählten“ von Elke Cremer (über eine Liebesbeziehung, die beinahe durch den Nachhall der NS-Zeit scheitert) gefallen. Vielleicht kann man die Romane bald in Buchform lesen, ich würde es mir jedenfalls sehr wünschen.