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#weiterschreiben 100

Autorin: Carolina Hein / 18.12.2020 /www.carelly.de

Vita: Mit dem B.A. in Soziologie in der Tasche zog Carolina Hein 2010 nach München. Tagsüber arbeitet sie im Büro, abends geht sie gern kreativen Hobbys nach, wie z. B. dem Schreiben oder Zeichnen. Ihre schriftstellerische Karriere begann mit Veröffentlichungen von Kurzgeschichten und Essays in Anthologien und Magazinen. Einige Jahre später erschienen erste Romane. Carolina Hein schreibt überwiegend Urban Fantasy und Entwicklungsromane für Jugendliche und Erwachsene.

Die Pandemie zwingt uns der Gesundheit zuliebe, soziale Kontakte drastisch zu reduzieren. Kinobesuche, ein Bowlingabend mit ein paar Freunden, lange Tanznächte und morgendliches Katerfrühstück im Schnellrestaurant – all das scheint lange her zu sein. Viele von uns haben womöglich neue Serien für sich entdeckt und bereits nicht nur einen Serienmarathon hinter sich. Experten blicken solch einer Freizeitgestaltung mit Sorge entgegen, da Binge Watching u. a. nachgesagt wird, das Gedächtnis und den Schlaf auf Dauer negativ zu beeinflussen. Darüber hinaus kommen andere Hobbys durch das Fernsehen zu kurz. So zum Beispiel auch das kreative Schreiben. Aber Fernsehzeit muss keine verschwendete Zeit sein. Wer beispielsweise in seiner Freizeit Unterhaltungsliteratur schreibt, der profitiert sogar von den Erfolgsrezepten der Film- und Fernsehproduktionen. Wachsames Schauen und Analyse des Gesehenen bilden die Voraussetzungen, um nützliche Aspekte für den Schreibprozess zu gewinnen. Betrachten wir zum Beispiel die Serie The Big Bang Theory. Zugegeben, die Serie vereint ziemlich viele Klischees auf einmal in sich – Penny als die hübsche, nicht besonders intelligente Blondine -, aber sie liefert auch ein Beispiel für einen besonderen Charakterbogen: Sheldon Cooper. Sheldon wächst im texanischen Galveston auf, gilt schon als Kind als hochbegabt und wird jung theoretischer Physiker. Er wirkt wie eine Kreuzung aus C3PO, Mr. Spock und Mr. Bean. Nicht selten wirkt er hölzern, sozial ungeschickt und wie von einem anderen Planeten. Durch seine Ticks, seine Schrulligkeit wird Sheldon allerdings zu einer willkommenen Abwechslung im überbordenden Pool an fikti­ven Gestalten der Film- und Fernsehlandschaft. Manche Dinge sieht er anders, manche bewertet er anders als der Durchschnitt. Sheldon zeigt kein gesteigertes Interesse an Sexualpartnern und -innen. Zynismus als solchen erkennt er erst mit der Zeit. Soziale Kon­takte zu pflegen steht grundsätzlich nicht auf der Liste seiner Prioritäten, es sei denn, es dient seinem beruflichen Fortkommen. Des Weiteren neigt Sheldon zur penetranten und den­noch irgendwie sympathischen Selbstüberhöhung und zur Abwertung anderer, die ihm in diversen Lebensbereichen überlegen sind. Im Grunde ein kauziger, nicht unbedingt liebenswerter Kerl, oder? Doch je intensiver die Freunde und weiblicher Zuwachs an Sheldons imaginärem Panzer feilen, desto mehr erfahren wir über sein Seelenleben. Als Kind wurde er gemobbt, als Erwachsener kämpft er mit den Schwierigkeiten, seine Mitmenschen zu ver­stehen und soziale Gepflogenheiten zu erlernen. Darüber hinaus fühlte er sich als einziges, geradezu geniales Kind der Familie und der Nachbarschaft oft missverstanden, nicht genug gefördert und überhaupt: ausgeschlossen. Kein Wunder also, dass er so geworden ist, wie er ist. Schrullige / spezielle Figuren wie Sheldon oder Lucifer aus der gleichnamigen Serie bereichern einen Roman, wenn sie beispielsweise eine andere Sicht auf die Welt haben als ihre Zeitgenossen. Im Gedächtnis der Leser bleiben sie haften, wenn sie durch ihre Taten (Problemlösungen etc.) auffallen, die von der Norm abweichen. Sie mögen sich ihren Mitmenschen gegenüber weniger sozial verhalten, bereuen ihre Fehltritte irgend­wann jedoch und entschuldigen sich. Zu guter Letzt, es gelingt ihnen immer wieder, die Sympathie zu bewahren, weil sie uns hinter ihre Fassade blicken lassen und sich verwundbar zeigen. Es gibt auch andere Film- und Serienvorbilder, die dabei unterstützen können, einen anderen Typus „bemerkenswerte und unvergessliche Figur“ zu erschaffen.

 

 

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