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Starke Buchprojekte zwischen Wahn und Wirklichkeit

Blogbeitrag von Annie Avena über das Pitching der Autoren des III. Schreibhain-Jahrgangs vor Literaturagenten am 9. April 2017 im  B-Vocal in der Boxhagener Straße 18, Berlin.

„Bist Du aufgeregt?“

„Jetzt, wo ich einen Schluck Sekt habe, geht`s“, sagt Sonja lächelnd. Die 28jährige Sozialarbeiterin macht mit ihrem ersten Roman-Projekt „Tornen“ (schwedisch für „Der Stachel“), ein Psychodrama um zwei Frauen in gegenseitiger Abhängigkeit, die Vorhut beim dritten Schreibhain-Pitching in Berlin-Friedrichshain.

Schon die Location für dieses Pitching vor Literaturagenten knallt. Friedrichshain – vorbei an Läden mit Namen wie Bretterbude, Intimes und Kuchen-Rausch. Mein Weg zur Wunscherfüllung. Boxhagener Straße 18 – vorbei am Kino im Theater, an den Blechbläsern und im zweiten Hinterhof hoch in den zweiten Stock in die allumfassenden literarischen und herzlichen Arme der Schreibhainer. Allen voran die Arme der Schreibhain-Gründerin Tanja Steinlechner.

Ich frage jeden der sieben vortragenden Autoren an diesem Morgen, ob sie aufgeregt sind. Denn ich bin es. Kurz vor sechs Uhr war für mich die Nacht an diesem Sonntag vorbei. Kaffee, Nachrichten, Teigtaschen backen. Dabei immer auf die Uhr schauend. Fünf Stunden später sollte es losgehen. Mit dem ersten eigenen Roman, nach 18 Monaten Studium in der Berliner Autorenschule Schreibhain.

Auf Sonja folgt Christa mit syrischen Frühlingsstürmen. Sie kennt das für uns Andere fremde Land, über das sie schreibt. Sie hat als Deutsche dort rund 30 Jahre lang gelebt. In ihrer Geschichte kämpft eine Frau um das Überleben ihrer Familie. „Es ist ein fiktiver Roman vor realem Hintergrund“, erzählt Christa im anschließenden Interview. Denn auch dieses gehört zum Pitching dazu. Nach dem Vorlesen aus dem eigenen Roman folgen die Fragen – vom Dozenten, von den Literaturagenten und dem restlichen Publikum.

Die Autorenschüler geben alles. Besser: Die Autorenschülerinnen. Denn obwohl auch Männer den Schreibhain besuchen, finden sich in dieser vortragenen Abschlussklasse ausschließlich Frauen. Sie lassen uns in ihr Innerstes blicken, vorbei an ihrem Herzklopfen geben sie damit Geheimnisse preis, die sie vielleicht nur über das Schreiben an ihrem Roman rauslassen konnten. Sie alle sind sehr mutig: Sonja, Christa, Christina (Liebesgeschichte „Sonne über dem Wasser“), Cordula (Krimi „Der Blutkreis“), Irina (DDR 1980 „Buckower Winkel“), Anne-Marie (Autobiografie „Doppelblind“) und Elke (Liebe vs. NS-Verbrechen „Die Unerzählten“).

Starke Frauen. Genauso stark wie ihre weiblichen Protagonisten, die die männlichen Roman-Figuren verblassen lassen. Ein mutmachendes Zeichen in der ansonsten so Männer beherrschenden Berufswelt. Genauso wie unser Schreibhain-Büfett mit selbstgemachten Salaten, Muffins und Teigtaschen. Denn das Motto der Autorenschule lautet unter anderem auch: Entspannt sein, genießen und miteinander Spaß haben.

Ein aufregender Tag neigt sich für mich um 18 Uhr dem Ende zu. Ich bin total erschöpft vom Mitfiebern mit meinen Kolleginnen. Dabei stehe ich doch erst in 18 Monaten hier an ihrer Stelle. Danke für das Herzklopfen. Zuschauen. Dabeisein dürfen.

 

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