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Die Kleemannsche Kolumne

AUS DER FREMDE

Wenn man, wie ich gerade, einmal nicht in Berlin ist, dann kommt einem diese Stadt und all die damit verbundenen Aufregungen, Hoffnungen und Auffälligkeiten sonderbar, ja beinahe unglaublich vor.

Normalerweise steht man so gegen elf auf, quält sich in die Markthalle, um bei ein paar Austern langsam zu sich zu kommen. Man plaudert ein bisschen mit den üblichen verdächtigen und denkt, dass man ein bisschen spazieren gehen sollte, fährt also zum Wittenberg Platz und läuft den Kurfürstendamm einmal hinauf und wieder hinunter (beide Male natürlich auf der guten Straßenseite). Wenn man schon einmal da ist, bummelt man gleich ein bisschen durchs KaDeWe, wobei der feste Vorsatz gefasst wird unter keinen Umständen etwas zu kaufen – man ist ja schließlich pleite. Eine Stunde später verlässt man das KaDeWe mit zwanzig Tüten und der Rest wird geliefert… Tja, so geht das in einem fort, man hat folglich gar keine Zeit sich darüber zu wundern, dass es in Berlin nicht auch nur einen Bäcker gibt, der es verstünde halbwegs annehmbares Laugengebäck zu backen.

Jetzt bin am Lande und habe ausführlich Gelegenheit mich darüber belehren zu lassen, dass so ein Kachelofen ja eine ganz andere Wärme gibt und man statt Bleichmittel auch Backpulver nehmen könne. Ich beginne zu glauben, dass dies die eigentlichen Sorgen sind und nicht solche, wie man effektiv ohne erwischt zu werden Schwarzfährt oder was ich bei Rogacki noch abholen wollte… Ich ahne bereits, dass es bei meiner Rückkehr nach Berlin einige Tage dauern wird, mich wieder in diese fremd gewordene Existenz zu fügen.

Ach Gott, ich muss diesen Bericht auch gleich wieder schließen, denn mir fällt gar nichts weiter ein – man zieht nach Berlin um Schriftsteller zu werden und stellt, sobald man es wieder verlässt, erstaunt fest, dass einem außerhalb die Worte ganz und gar versagen.

Berlin – gibt es das überhaupt? Ich glaube es immer weniger.

 PS: Dies ist keine Kolumne, es ist ein Hilfeschrei!

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