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Ule Hansen: Neuntöter – Hochspannung und sprachliche Prägnanz

 

Emma Carow, eine traumatisierte Fallyanalystin, will Abteilungsleiterin werden. Sie konkurriert mit ihrem neuen Kollegen Felix Schreiner um die Beförderung. Aber nicht nur deshalb ist die Aufklärung des jüngsten Falls für sie von großer Bedeutung.

Drei in Panzertape gewickelte Leichen baumeln in schwindelerregender Höhe eines Baugerüsts, das sich als Haus tarnt und die Geschäftigkeit des Potsdamer Platz konterkariert. Grabbeigaben, sogenannte unpassende Objekte, die Anordnung der Leichen und Emmas untrügliches Gespür für die Tatorte legen eine Mordserie nahe. Weitere Opfer könnten noch am Leben sein.

Emmas Erinnerungen drängen an die Oberfläche, denn ihr Peiniger Uwe ist aus der Haft entlassen worden und hat ein Buch geschrieben, in dem er sich öffentlich zu seiner Tat bekennt und Läuterung gelobt. Verdrängte Bilder bannt Emma durch ihre Jagd nach dem Bösen. Eine Aufgabe, die weit über ihren Beruf hinausgeht, genau wie ihre eigenmächtige Ermittlungen im Umfeld von Urbexern, Pädophilen und einer Sekte.

Emma verstrickt sich mehr und mehr in die Aufklärung des Falls, der zur Besessenheit wird über der sie sogar die rar gesäten Vertrauten, ihren Mentor Lutz, ihre Schwester und das Team der „Puppenkiste“, wie sie ihr Büro nennt, zurückweist. So wird sie selbst zum Zielobjekt. Denn was sie übersehen hat: Sie passt hervorragend ins Opferschema.

Neuntöter überzeugt nicht nur durch Hochspannung, eine fesselnde Protagonistin, deren Dilemma und herausragendes Gespür für Serientäter oder etwa durch die Urbexerthematik, sondern auch und vor allem durch die Sprache, die sich die Form des Thrillers zunutze macht. Sätze hämmern, Rhythmen stanzen sich ins Leserbewusstsein, Stakkato wechselt mit verschachteltem Satzbau. Die Lösung scheint auf der Hand zu liegen – zumindest für Emma – und entzieht den Lesern, doch wieder und wieder bis wir nicht mehr entrinnen können. So auf uns selbst zurückgeworfen, bleibt uns nur Hoffnung und Vertrauen, das wir zwischen Halluzination und Traum setzen müssen, wollen wir mit Emma überleben.

Ich empfehle das Debüt des Autorenduos Ule Hansen uneingeschränkt allen Thriller- und Krimifans, die Herausforderungen lieben, die sich nicht abschrecken lassen durch detaillierte Beschreibungen, die solcherlei Könnerschaft als Geschenk betrachten und all Jenen, die sprachliche Prägnanz zu schätzen wissen.

Hansen, Ule: Neuntöter. München, 2016.

http://www.randomhouse.de/Paperback/Neuntoeter/Ule-Hansen/e463132.rhd

http://ulehansen.com/

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